10.05.2019
Heute, am 10. Mai, ist der Tag gegen den Schlaganfall. Für die vielen Menschen, die einen Schlaganfall erleiden – es sind in Deutschland jedes Jahr fast eine Viertelmillion Menschen, Tendenz steigend – wird häufig wirklich mit einem Schlag alles anders. Für sie ist dieser Satz eine bittere Wahrheit geworden, mit der sie leben müssen.
Schlaganfälle sind in Deutschland die dritthäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen; sie sind zudem die häufigsten Ursachen schwerer, anhaltender Behinderungen.
Zwar nimmt das Risiko mit dem Lebensalter zu; jedes Jahr trifft es aber auch über 10.000 Menschen unter 45 Jahren.
Die Chance, einen Schlaganfall zu überleben, hängt vom Ausmaß und vom Ort der Schädigung im Gehirn ab, ebenso wie von einer schnellen und richtigen Behandlung, bei der es auf jede Minute ankommt. Meist tritt ein Teil der Hirnschädigung unmittelbar nach dem Ereignis, der Hirndurchblutungsstörung oder der Hirnblutung, ein und ist irreparabel. Viele zerstörerische Prozesse spielen sich aber erst in den nächsten Minuten oder Stunden ab und können durch eine gezielte Therapie verhindert oder abgemildert werden. Je schneller die Behandlung eingeleitet werden kann, umso wahrscheinlicher können somit beeinträchtigte Gehirnfunktionen wiederhergestellt werden.
Stroke Units
Die Erstbehandlung findet in jedem Fall in einer Klinik statt, viele Akutkrankenhäuser in Deutschland verfügen zusätzlich über Spezialstationen für Schlaganfälle, so genannte „stroke units“, auf denen Schlaganfallspatienten optimal intensivmedizinisch und pflegerisch erstversorgt werden und alle notwendigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ergriffen werden können. Interdisziplinäre Teams, die aus Neurologen, Internisten, Radiologen, Neurochirurgen und Pflegenden bestehen, werden ergänzt von Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden, damit erste therapeutische Maßnahmen so rasch wie möglich anlaufen können.
Schlaganfall - und dann?
Trotz bester Behandlung liegen nach der Akutphase häufig noch erhebliche Behinderungen vor. Zu Funktions-, Leistungs- und Belastungseinschränkungen kommt das Herausfallen aus sozialen Zusammenhängen, die Ausgrenzung aus sozialen Beziehungen. Viele Betroffenen fragen sich: „Werde ich wieder gehen, essen, sprechen können?“ Aber auch: „Was wird aus der Beziehung, der Ehe, der Familie?“ „Werde ich wieder arbeiten können?“ „Was kann ich denn jetzt noch tun?“
Die Einschränkung der selbst bestimmten Teilhabe an der Fülle des Lebens ist die eigentliche und schmerzlichste Dimension von Behinderung. Rehabilitation hat zuallererst die Aufgabe, diese Teilhabe wieder zu ermöglichen.
In der neurologischen Rehabilitationsklinik stellt ein erfahrenes Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften zunächst fest, wo der einzelne Patient Einschränkungen und Behinderungen hat (z.B. beim Stehen oder Gehen, in der Verständigung oder der persönlichen Pflege), aber ebenso, welche Fähigkeiten erhalten sind und wo Ressourcen bestehen, um möglichst aktiv an der Rehabilitation mitzuwirken. Auch die frühzeitige Miteinbeziehung der Angehörigen ist wichtig, denn Pflegebedürftigkeit und Behinderung eines Familienmitglieds trifft auch sie.
Anschließend arbeitet das Rehabilitationsteam einen fachübergreifenden Rehabilitationsplan aus, der auf den einzelnen Patienten zugeschnitten ist und sich an der Art und dem Umfang der jeweiligen Einschränkungen, an seinen Möglichkeiten und Zielen orientiert und seiner ganz besonderen Lebenssituation Rechnung trägt. Die rehabilitative Behandlung muss zudem berücksichtigen, ob und in welchem Umfang nach der Erstbehandlung weiterhin akutmedizinische Maßnahmen erforderlich sind.
Neurologische Rehabilitation
Die neurologische Frührehabilitation ist die Nahtstelle zwischen der Intensivmedizin an Akutkrankenhäusern und der klassischen Rehabilitationsmedizin. Hier werden Patienten mit sehr schweren und komplexen Krankheitsbildern behandelt, beispielsweise komatöse oder komplett gelähmte Patienten, die noch intensiv betreut und überwacht werden müssen. Jetzt kommt es zunächst darauf an, die überlebensnotwendigen Körperfunktionen zu stabilisieren, eine Kontakt- und Verständigungsfähigkeit aufzubauen, sich selbst, seinen Körper und seine Umgebung wahrzunehmen und aus der Horizontalen in die Vertikale zu kommen.
Im Rahmen der anschließenden neurologischen Rehabilitation oder nach weniger schweren Schlaganfällen werden Patienten mit dem Ziel einer möglichst weitgehenden Selbstständigkeit behandelt. Dies sind meist die Alltagsverrichtungen, die der persönlichen Versorgung wie Nahrungsaufnahme, Waschen, Ankleiden und Hygiene dienen. Je nach Möglichkeiten und Zielsetzungen dient das Training im Rahmen der Rehabilitation dann auch weitergehenden Fähigkeiten wie Mobilität im Außenbereich, Versorgung des Haushalts, Einkaufen usw. Letztlich geht es gerade bei Jüngeren im Falle einer sehr guten Erholung von den Schlaganfallfolgen um die Rückkehr in Beruf oder Schule. In diesen Fällen kann sich der medizinischen noch eine berufliche Rehabilitation anschließen.
Qualifizierte Rehabilitation ist Teamarbeit.
Bei der Rehabilitation eines Patienten mit einer neurologischen Erkrankung arbeiten Spezialisten aus medizinischen, pflegerischen und den unterschiedlichen therapeutischen Fachgebieten intensiv zusammen. Deshalb sind an den BDH-Kliniken neben Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sprachtherapeuten, Neuropsychologen und Pflegetherapeuten auch speziell ausgebildete Schlucktherapeuten, Heilpädagogen, Kunst- und Musiktherapeuten tätig. Ihr Einsatz richtet sich im Einzelfall danach, was zum Erreichen der gesteckten Ziele erforderlich ist.
Durch moderne Therapie- und Behandlungsverfahren und die umfassende Betreuung in einer modernen Rehaklinik kann heute auch sehr schwer beeinträchtigten Patienten oft entscheidend geholfen werden. Dennoch: in manchen Fällen hinterlässt eine neurologische Erkrankung dauerhafte Spuren an Körper und Seele. Wiederholte Behandlungen in der Rehaklinik wie auch ambulante Therapien, die bereits in der Rehabilitationsklinik bei niedergelassenen Therapeuten am Heimatort organisiert werden, können dazu beitragen, Stück für Stück Lebensfreude und Selbstständigkeit zurück zu gewinnen. Auch der Kontakt zu Selbsthilfegruppen wie den BDH-Kreisverbänden, in denen Betroffene sich zusammengeschlossen haben, ist für viele Patienten wichtig, um Kontakt und Austausch zu pflegen, aber auch ihrer eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten bewusst zu werden.
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