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70 Tradition und Innovation in Braunfels

13.10.2021

In wenigen Wochen wird die älteste Klinik des BDH 70 Jahre alt. Als Kombination von Akutkrankenhaus und Rehaklinik ist sie eine Besonderheit. Nicht nur in Hessen.

70 Tradition und Innovation in Braunfels

Die BDH-Klinik Braunfels wird in ganz Deutschland als renommierte Fachklinik für Neurologie und Neuroorthopädie anerkannt. 400 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen jährlich 4.500 Patientinnen und Patienten auf dem Weg zurück in einen möglichst selbstbestimmten Alltag.

Selbsthilfe übernahm Initiative

Wenige Jahre nach Ende des II. Weltkrieges, am 27. Oktober 1951, wurde das erste Sanatorium des Bundes hirnverletzter Kriegs- und Arbeitsopfer – BHKA, wie der BDH früher hieß, im hessischen Braunfels an der Lahn eröffnet. Das waren keine 24 Stunden, nachdem der Bundesrat den Verwaltungsvorschriften zu den Paragraphen 27 bis 29 des Bundesversorgungsgesetzes (BVG) zugestimmt hatte. In diesen Bestimmungen zur Sonderfürsorge wurde ausdrücklich festgelegt, dass hirnverletzte Menschen eine Erholungsfürsorge - soweit zur Erhaltung der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit erforderlich - erhalten sollten. Auch der Aufenthalt von Begleitpersonen, insbesondere natürlich der Ehefrauen, wurde von den Hauptfürsorgestellen getragen.
Die Initiative für das Sanatorium ging dabei von der Verbandsbasis aus: Die Mitglieder des BHKA-Kreisverbandes Wetzlar sondierten Standorte für ein Erholungsheim. Dabei warfen die Initiatoren um den Nervenarzt Ernst Pfrieme zunächst einen Blick auf die Wetzlarer „Minneburg“, die einen attraktiven Standort versprach. Gesucht war „ein geeigneter Ort in unmittelbarer Nähe zur Stadt, mit der Möglichkeit zur kulturellen Abwechslung und Zerstreuung für die oft an seelischer Depression Leidenden“, so die Begründung, die der Kreisverbandsvorsitzende Dr. Trennert an Landrat August Monzen herantrug. Doch die Wahl der „Minneburg“ scheiterte an den amerikanischen Besatzern, die Eigenbedarf für den Standort anmeldeten. Landrat Monzen brachte dann die damals leerstehende Villa „Helene“ in Braunfels in die Diskussion ein. Das Haus konnte zunächst nur angemietet werden.
In Braunfels wurden - wie in allen in Deutschland in den 1950-er Jahren begründeten Einrichtungen für Neurologische Rehabilitation - fast ausnahmslos kriegshirnverletzte Männer behandelt. Mit dem Sanatorium in Braunfels und dem ein Jahr zuvor gegründeten „Sanatorium Schloss Rheinburg“ in Gailingen am Hochrhein, der Keimzelle der „Kliniken Schmieder, beginnt die Behandlung neurologischer Patienten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kurbetrieb auf eigenem Grund & Boden

1954 wurde das Haus "Hubertus" angekauft. Außerdem konnte nach dem Weihnachtsfest 1956 ein Erweiterungsbau eingeweiht werden. Der erlaubte es, das gepachtete Gebäude zurückzugeben und den Kurbetrieb auf eigenem Grund und Boden und in eigenen Räumen durchzuführen. Das Heim wurde von den Kameraden gerne in Anspruch genommen. Am 30. Januar 1958 konnte der 5.000. Kurgast begrüßt werden. Vom Heimleiter Rolf Ahrens bekam dieser ein Rauchservice und Nelken überreicht.

 „Der Kurpatient war in den meisten Fällen BDH-Mitglied und häufig seit Jahrzenten Stammgast. Er bestimmte seinen Aufenthaltszeitraum selbst, genau wie sein Zimmer und seine Ankunftszeit. Viele waren miteinander befreundet und es gab noch eine echte Gemeinschaft, nämlich eine Kameradschaft. In zahlreichen Gesprächen erfuhr ich viel über Krieg, Gefangenschaft und das Leben mit einer schweren Kriegsbeschädigung. Meine Achtung vor diesen Kriegsbeschädigten und vor allen deren Kameradenfrauen wuchs enorm. Die BDH-Mitglieder betrachteten sich als Miteigentümer ihres „Heimes“ und die Mitarbeiter des Hauses als „ihre Angestellten“. So wurde mir immer wieder von BDH-Mitgliedern erklärt, dass mein Gehalt von ihrem Beitrag finanziert werde. Die hohe Identifikation mit dem Haus ging unter anderem auch darauf zurück, dass viele mit dem Erwerb von sogenannten „Bausteinen“ ihren persönlichen Beitrag zur Finanzierung des Hauses geleistet hatten.“
Dietmar Demel, Geschäftsführer der BDH-Klinik Braunfels seit 1988

Erste Frühreha-Klinik Deutschlands

Nachdem der Deutsche Bundestag schon am 22. Januar 1964 die Bundesregierung aufgefordert hatte, ein Rehabilitationsgesetz vorzulegen "das die in der Kriegsopferversorgung gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen auch den übrigen Staatsbürgern dienstbar macht", tauchte am Horizont bereits die moderne Neurologische Rehabilitation auf, die der BHKA aktiv mitgestalten wollte. Die Rehabilitation von frisch Hirnverletzten stand in den 1970er-Jahren noch ganz am Anfang. Der Fokus lag damals nicht auf Schlaganfallbetroffenen, sondern auf Verkehrsopfern. Etwa acht Prozent der rund 500.000 Opfer, die Anfang der 1970er-Jahre der Straßenverkehr kostete, erlitten dauerhafte Hirnschäden. Ihnen stand keine ausreichende Zahl an neurochirurgischen Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen gegenüber. 1970 wurde deshalb das „Hirnverletztenheim“ in eine Neurologische Klinik umgewandelt und gleichzeitig als Hessenklinik anerkannt. Aus dem Sanatorium wurde ein Akutkrankenhaus. Als die frisch eingeweihte Neurologischen Klinik Braunfels 1971 ihr zwanzigjähriges Bestehen feierte, wurden hier 90 Patienten nach Akutphase einer neurologischen Erkrankung" behandelt - mit einer Wartezeit von vier bis sechs Monaten! Bekannte Neurochirurgen, darunter Hans-Werner Pia, unterstützten den BDH und die 1969 gegründete Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation“ in ihrem Bemühen, eine planmäßige und nahtlose Rehabilitationskette aufzubauen, die sich unmittelbar an die Akutversorgung anschloss. In diesem Zusammenhang galt die Klinik in Braunfels als Mustereinrichtung. De facto war sie die erste Einrichtung für Neurologische Frührehabilitation in Deutschland! Hierfür wurde das innerhalb des BDH immer noch präsente Konzept der "Sonderlazarette" und "Spezialeinrichtungen" in die sich aufgliedernde Rehabilitationslandschaft erfolgreich übertragen. In den 1980-er Jahren wurde mit dem Bau der „Station für Patienten im Wachkoma“ die nächste Stufe der Entwicklung erreicht. Schrittweise konnten die Kapazitäten erweitert werden. Möglich wurde das aufgrund des großen Engagements verschiedener Institutionen wie der Hannelore-Kohl-Stiftung, des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen und der Hessischen Landesregierung.

Innovative Schlaganfallversorgung

Je schneller ein Schlaganfall behandelt wird, desto geringer ist der bleibende Schaden („Time is brain“). Dieser Leitsatz begann zu Beginn der 2.000-er Jahre die Schlaganfallversorgung zu verändern. Auch in Braunfels wurden verstärkt Akutpatienten aufgenommen und eine neue Akutstation mit Beatmungsentwöhnung (Stroke-Unit Einheit) aufgebaut, ab 2009 konnten auch Beatmungspatienten aufgenommen werden. Die BDH-Klinik Braunfels rückte in die Riege der modernsten deutschen Kliniken auf. In den folgenden Jahren sorgte die Klinik an der Lahn dafür, dass auch die Infrastruktur mit den wachsenden Anforderungen Schritt hielt. 2012 wurde sie zum deutschlandweit ersten Lehrkrankenhaus für Medizintechnik und medizinische Informatik in Kooperation mit der Technischen Hochschule Mittelhessen.

Mit Bildung, Technik und IT in Zukunft investieren

Der Behandlungsschwerpunkt der BDH-Klinik Braunfels liegt heute in der akutstationären und frührehabilitativen neurologischen Versorgung. Diese Entwicklung ist innerhalb der BDH-Kliniken einzigartig und prägt entscheidend sowohl die Entwicklungen in der Personalstruktur als auch in der medizinischen Infrastruktur.
Die akutstationäre Notfallversorgung verlangt ein vollumfängliches Diagnostikangebot und hochqualifiziertes Personal, um das gesamte neurologische Behandlungsspektrum abdecken zu können. Die Stroke- und Intensivspezialisierung bedingt einen überdurchschnittlichen Fachkräfteanteil im ärztlichen und pflegerischen Bereich.

Ressource Mensch & Qualität

Als Lehrkrankenhaus der Universität Gießen und der TH Mittelhessen setzt die Klinik deshalb auf eine umfassende neurologische Facharztausbildung von Assistenzärztinnen und -ärzten. Gleichzeitig fördern die BDH-Klinik Braunfels den akademischen Nachwuchs der Medizintechnik und des Medical Managements.
In der Pflegeausbildung kooperiert die Klinik mit zahlreichen Pflegeschulen der Region. Pflegeschülerinnen und -schüler erhalten dabei nicht nur einen Einblick in den neurologischen Klinikalltag, sondern werden auch motiviert, ihre Weiterbildung in der Stroke- oder Intensiv- und Anästhesiepflege an der Klinik zu durchlaufen.
Die hohe Attraktivität der BDH-Klinik Braunfels spiegelt sich in einer übergroßen Nachfrage nach Behandlungsmöglichkeiten für Frührehapatienten wider. Zweistellig sind die Wachstumsraten des akutstationären und Schlaganfallbereichs. Konsequent investiert die Klinik auch zukünftig in den Ausbau des Behandlungspektrums sowie in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Erhalten bleibt zugleich die gesamte Rehabilitationskette der vier neurologischen BAR-Phasen.
Die Beatmungsstation wird zu einer anerkannten Intensivstation weiterentwickelt. Es entsteht eine Station mit modernster baulicher Struktur und auf aktuellem Stand der Technik. Deutlich erweitert werden die diagnostischen Möglichkeiten mit dem geplanten neuen MRT und CT. Ein weiteres Plus: Mit der Anschaffung eines Laborautomaten können Covid- und Keimtests ausgewertet werden.

Die digitale Zukunft meistern

Neben dem Personal wird die IT immer wichtiger in der Medizin. Aus diesem Grund wurde für den BDH ein zentrales und hochmodernes Rechenzentrum nach europäischen Normen am Standort Braunfels errichtet. Es soll die BDH-Kliniken bei ihren zukünftigen digitalen Herausforderungen tatkräftig unterstützen. Weitere Großprojekte stellen Digitalisierungsprojekte im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes dar. Sie können zum Beispiel zu einer elektronischen Pflegedokumentation, zu mobilen Fahrwägen oder Single-Signon-Lösungen führen. Die Kooperationen mit umliegenden Krankenhäusern und Kliniken sowie BDH- Schwesterkliniken wird das Haus auf seinem Weg weiter intensivieren.

 
 
 
 

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